Münchner Freiwillige – Wir helfen e.V. ist die erste Spontanhilfeorganisation in Deutschland.
Wir sehen uns als Wissensträger*innen und Expert*innen auf dem Gebiet der Spontanhilfe und haben umfassende Erfahrung in verschiedenen Krisensituationen gesammelt. Unsere Arbeit begann 2015 mit den Hauptbahnhofhelfer*innen in München, als wir Geflüchtete vor Ort unterstützten. Während der Coronapandemie organisierten wir Nachbarschaftshilfe für Menschen in Isolation. Zuletzt koordinierten wir erneut spontane Hilfsaktionen im Rahmen der Ukrainekrise.
Unser Ziel ist es, Spontanhilfe als festen Bestandteil der deutschen Krisenhilfe zu etablieren. Dafür arbeiten wir mit diversen Partner*innen zusammen:
In Kooperation mit Expertinnen und Experten und finanziert durch die Versicherungskammer Bayern Stiftung unser Spontanhilfehandbuch verfasst.
Außerdem entstand mit der Agentur anders&wissen die Wanderausstellung “Was ist Spontanhilfe?”, ebenfalls gefördert durch die Versicherungskammer Bayern Stiftung.
Unsere Expertinnen und Experten wirken in Arbeitsgruppen von Krisenhilfsorganisationen mit und treten als Referentinnen und Referenten im BABZ auf.
Gemäß Stadtratsbeschluss hält der Verein Ressourcen vor, um im Krisenfall wieder Spontanhilfe in München koordinieren zu können. Aktuell arbeiten wir mit der Branddirektion München an einem umfassenden Spontanhilfekonzept für die Landeshauptstadt München.
Was ist Spontanhilfe?
Spontanhilfe funktioniert durch das schnelle und unmittelbare Engagement von Freiwilligen aus der Zivilbevölkerung, um akute Bedürfnisse von Menschen in Krisensituationen zu adressieren. Dabei reagieren die Freiwilligen flexibel auf aktuelle Ereignisse und organisieren sich oft kurzfristig, um dort zu helfen, wo die Hilfe am dringendsten benötigt wird. Dies kann die Bereitstellung von Unterkünften, Lebensmitteln, Kleidung, medizinischer Versorgung oder emotionaler Unterstützung umfassen. Die Organisation erfolgt oft über soziale Medien, lokale Gemeinschaften, oder bereits bestehende Netzwerke von Hilfsorganisationen. Spontanhilfe ist nicht langfristig geplant, sondern richtet sich nach den aktuellen Bedürfnissen und Ereignissen in der jeweiligen Situation.
Wir unterstützen Spontanhelfer*innen dabei zu helfen. Wir übernehmen Koordination und Unterstützung, bieten Ausrüstung und Austausch, strukturieren und vernetzen.
Wir haben in innerhalb von sieben Jahren in drei Spontanhilfesituationen geholfen.
Geflüchtetenkrise 2015 –
Die Anfänge der Spontanhilfe in München
Spontanhilfe, war als sie 2015 in München entstand, einmalig – und doch ist Spontanhilfe mittlerweile ein immer wiederkehrendes Phänomen – ob Hochwasserhilfe in Passau oder #opendoor beim Amoklauf in München 2016 – die Zivilbevölkerung löst öffentliche Probleme in Ausnahmezuständen immer öfter unkompliziert mit Hilfe von Social Media und packt mit an, um Krisenhilfsdienste zu unterstützen.
Als 2015 eine große Anzahl Geflüchteter nach Deutschland kam und München ein zentraler Ankunfts- und Umstiegsplatz wurde, haben die Gründer*innen unseres Vereins mit angepackt. Innerhalb von drei Wochen halfen gut 6.000 Spontanhelfer*innen, darunter etwa 4000 registrierte Helfer*innen, und geschätzt 15.000 Spender*innen etwa 30.000 bis 40.000 Menschen an fünf Standorten und mit zwei mobilen Einheiten notzuversorgen. Allein am 12. September erreichten 12.000 Menschen die Landeshauptstadt. Bis zum Oktoberfeststart am 19. September wurde eine Lösung gefunden, die Einreise von Asylbewerber*innen nicht mehr zentral über München zu steuern und die Einwanderungszahlen nahmen schlagartig ab.

Coronapandemie 2020/21 –
Spontanhilfe als Dauerzustand
Auch 2020 mit Beginn der Corona-Pandemie galt es schnell und unbürokratisch, aber solidarisch zu helfen. Wir waren die zentrale Rufnummer um Menschen, welche aus nachvollziehbaren Gründen nicht online bei Supermärkten bestellen konnten, als Einkaufshilfe zu unterstützen oder bei anderen Alltagsproblemen zu helfen. Über 4.000 Münchner*innen haben wir über unsere Hotline innerhalb von zwei Jahren vermitteln können. Das sind über fünf Helfer*innen pro Tag. Dazu führte uns u.a. das Münchner Gesundheitsreferat auf dem Quarantänebescheid der Stadt als Ansprechpartner für Menschen, welche Alltagshilfe bei einer Infektion benötigten.
Ukrainekrise 2022 –
Spontanhilfe bleibt relevant
Der Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2024 führte zu einer Flucht von vermutlich gut 40.000 Menschen nach München (25.000 wurden ab etwa Ende März gezählt). In München angekommen, benötigten diese Geflüchteten dringend Hilfe, darunter Familien, Frauen mit Kindern und ältere Menschen. Die Münchner Freiwilligen – Wir helfen e.V. übernahmen sofort die Koordination der Spontanhilfe in der Stadt. Über 10.000 Spontanhelfende waren in bis zu acht Notunterkünften parallel bis Juni 2022 im Einsatz. Sie unterstützten bei der Versorgung, Organisation von Kleiderkammern und Freizeitaktivitäten sowie bei der Lösung von Problemen vor Ort. Die ehrenamtlichen Dolmetscher*innen spielten dabei eine wichtige Rolle, um die Kommunikation zu erleichtern und Anträge auf Unterstützungsleistungen zu bearbeiten. Über 15.000 Spender*innen machten die pragmatische und unkomplizierte Hilfe möglich.
Etwas Besonderes in dieser Spontanhilfe Aktion war das “Matchmaking”: Mehr als 20.000 potentielle Gastgeber*innen in der Metropolregion boten kostenfrei eine Unterkunft auf Zeit an. Mithilfe unserer eigens entwickelten “Matchmakingsoftware” haben Freiwillige Geflüchtete in private Unterkünfte vermittelt. Das Vermittlungsteam konnte mit der Software etwa 11.000 Vermittlungen mit im Schnitt 2,5 Personen pro Vermittlung erzielen. Somit konnte also gut 25.000 Menschen eine erste Bleibe bei Gastgeber*innen ermöglicht werden.
Darüber hinaus betrieben die Münchner Freiwilligen – Wir helfen e.V. eine eigene Unterkunft ausschließlich mit Ehrenamtlichen. Etwa 345 vulnerable Personen und ihre Begleitungen konnten in einem kostenfrei überlassenen Hotel Zuflucht finden. Zusätzlich unterstützten wir Gruppen, welche von München aus Auslandshilfe für die Ukraine leisteten.